Sekundarni povzetek: |
Das Ausmaß des Einflusses, den die Luhmannsche Theorie in Slowenien in relativ kurzer Zeit gewann, lässt sich am besten daran verdeutlichen, dass in Slowenien ab 1990 bis heute in der theoretischen sozialwissenschaftlichen Forschung Luhmann der meist zitierte und diskutierte Autor gewesen ist. Dabei muss beachten werden, dass dieses Primat in einer Zeitperiode erreicht wurde, die der die slowenischen Sozialwissenschaften durch einen wachsenden theoretischen Pluralismus gekennzeichnet waren. Unserer Meinung nach kann die intensive und relativ breite Rezeption der Luhmannschen Theorie mindestens aufzwei Ursachen zurückgeführt werden. arum gerade die Luhmannsche Theorie so viel Aufmerksamkeit der Sozialwissen-schaftler auf sich zog, kann nicht alleindurch die veränderte theoretische Resonanz in den achtziger Jahren, die wir bereits zur Diskussion gebracht haben, erklärt werden. Die neuere Rezeption hat im Prinzip keine Theorie gefördert, sondern erst den "Wettbewerb" der unterschiedlichen theoretischen Ansätze ermöglicht. Die Vorbedingungen für diesen Wettbewerb wurden dadurch geschaffen, dass trotz langer Hegemonie der marxistischen Theorie in den slowenischen Sozialwissenschaften die wesentlichen Informationen über die nicht-marxistischen theoretischen Ansätze vorhanden waren (wenn auch nur in Form der Kritik dieser Ansätze). In diesem Wettbewerb war es für die Luhmannsche Theorie von besonderem Vorteil, dass es slowenische Philosophen und Sozialwissenschaftler gab, die mit den Trends in den deutschen Sozialwissenschaften und somit auch mit der Luhmannschen Systemtheorie und ihrem wachsenden Einfluss vertraut waren.8 Ihre vermittelnde Rolle war um so unentbehrlicher, da den meisten Sozialwissenschaftlern aufgrund der Sprachbarriere die Texte in deutscher Sprache nicht zugänglich waren. Durch Veröffentlichungen slowenischer Übersetzungen Luhmannscher Texte und begleitende Kommentare in einflussreichen und weit verbreiteten Zeitschriften konnte ein relativ breites Publikum angesprochen werden. Diese für die Theorie Luhmanns vorteilhaften Umstände erklären aber keineswegs, warum geradedieser Ansatz der neuen theoretischen Empfindsamkeit besonders gut entgegen kam. Die Erklärung dieser Tatsache scheint ziemlich paradox zu sein. Wie bereits angedeutet wurde, ist, nach Versagen der marxistischen Theorie, die Widersprüche innerhalb der sozialistischen Gesellschaft zu erklären, ein theoretisches Vakuum entstanden. Dieses Vakuum konnte nur durch eine Theorie ersetzt waren, die formell der marxistischen Theorie ähnlich war, d.h. durch eine makrosoziologische Theorie, die den Zusammenhang der gesellschaftlichen Prozesse zu erklären versuchte, aber - im Unterschied zur marxistischen Theorie - auf utopische Inhalte ausdrücklich verzichtete. Diesen Erwartungen entsprach die Luhmannsche Theorie in fast idealer Weise. Von diesem Gesichtpunkt aus lässt sich die breite Akzeptanz der Luhmannsche Theorie dadurch erklären, dass einerseits in den slowenischen Sozialwissenschaften das Bedürfnis nach einem neuen umfassenden makrosoziologisch theoretischen Ansatz bestand, und das andererseits die nötigen Ressourcen vorhanden waren, die den Zugang zur Luhmanschen Theorie ermöglicht haben. Dadurch wurde die Rezeption der Luhmannschen Theorie keineswegs auf ihre "Exegese" eingeschränkt. Sie wurde und wird kritisch analysiert und verarbeitet, jedoch vor allem in verschiedenen Forschungs-bereichen angewendet. Durch diese differenzierte Rezeption hat sich die Luhmannsche Theorie als dynamisch und forschungsstimulierend erwiesen. Daher kann die Frage nach ihrer zukünftigen Konkurrenzfähigkeit ohne Vorbehalte bejaht werden. |